tEXtPERIMENTE

SoSe 2007 PS „tEXtPERIMENTE – Experimentelle Literatur im 20. Jahrhundert“

Obwohl der Begriff Experiment nur in seltenen Fällen programmatisch für künstlerische Avantgarden war, so hat sich „Experimentelle Literatur“ dennoch als Sammelbezeichnung für literarische Verfahren durchgesetzt, die „[…] auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten oder überprüfbaren Erkenntnissen“ (G. Jäger) sind. Helmut Heißenbüttel gibt dabei die methodische Richtung vor: „Es scheint heute in Vergessenheit geraten zu sein, daß Literatur nicht aus Vorstellungen, Bildern, Empfindungen, Meinungen, Thesen, Streitobjekten, ‚geistigen Gebrauchsgegenständen’ usw. besteht, sondern aus Sprache, daß sie es mit nichts anderem als mit Sprache zu tun hat.“ Das Arbeiten mit Sprache – mit sprachlichem Material –, das Aufbrechen einer vermeintlich zuverlässigen (Alltags)Semantik, das Prozessuale und Offene von Sprache und Sprachverstehen zu markieren und allgemeiner „[…] ein erkundendes, probierendes, ungewohntes Vorgehen […]“ (G.Jäger) steht im Zentrum einer hiermit thesenhaft vordefinierten experimentellen Literatur.
Im Seminar werden uns drei (historische) Stationen als Eckpfeiler unserer Annäherung an diese tEXtPERIMENTE dienen: der Dadaismus (mit seinen Wurzeln im Expressio-nismus), die Wiener Gruppe und aktuelle Strömungen. Der Dadaismus wird uns in Form von Dada Zürich (z.B. Hugo Ball, Hans Arp), Dada Berlin (z. B. George Grosz, Raoul Hausmann) und der Merzkunst von Kurt Schwitters begegnen. Von den Mit-gliedern der Wiener Gruppe (z.B. Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald Wiener) und den assoziierten Autoren Ernst Jandl und Friederike Mayröcker werden wir ausgewählte Texte lesen und bearbeiten. Gegenwärtige experimentelle Texte lassen sich beispielsweise im Internet (z.B. radikalisiertes nichtlineares Erzählen) in der Video-/Film-/Medienkunst (von Schriftfilmen bis Holopoetry) und im Umfeld be-stimmter Musikszenen (z.B. Freestyle und Off-the-hook-Improvisationen im Hiphop, Poetryslam) finden. Hier werden wir nach Interessenlage einzelne Beispiele analy-sieren.
„Wir wissen nicht, was herauskommt. Aber wir probieren trotzdem weiter.“ (H.Heißenbüttel)
Einführende Texte stehen 14 Tage vor Beginn des Seminars in einem Ordner in der Institutsbibliothek bereit.